Die Zentralbanken sind auf dem Weg, ihren Kampf gegen die Inflation zu gewinnen, aber sie müssen wachsam bleiben, um der neuen Normalität der Weltwirtschaft zu begegnen, die komplexer und unsicherer denn je ist.
Zwei Zentralbanker, der Gouverneur der Bank of Canada, Tiff Macklem, und der Präsident der Deutschen Bundesbank, Joachim Nagel, präsentierten am Mittwoch auf der Montrealer Konferenz ihre Lehren aus der jüngsten Inflationsepisode.
Die erste Lektion ist, dass Inflation weh tut. „Das wussten wir bereits, aber viele erlebten die Inflation zum ersten Mal“, sagte Tiff Macklem. Die Inflation ist unser gemeinsamer Feind. »
Hatte es der Gouverneur der Bank of Canada in den letzten zwei Jahren nicht leicht, so hatte sein deutscher Amtskollege eine noch schwierigere Erfahrung.
Joachim Nagel trat sein Amt im Januar 2022 an, als die Inflation von den Zentralbanken als „vorübergehend“ galt. Einen Monat später marschierte Russland in die Ukraine ein und ließ die Energiepreise in die Höhe schnellen. Im Jahr 2022 erreichte die Inflationsrate in der Eurozone ihren Höhepunkt mit über 10 %.
Wie sein kanadischer Amtskollege glaubt Joachim Nagel, dass die Wiederherstellung der Preisstabilität das ist, was Zentralbanken für eine Wirtschaft am besten tun können. Die Aufgabe der Europäischen Zentralbank (EZB) sei sehr kompliziert, erinnerte er. „Es sitzen 20 Länder und 26 Personen am Tisch“ (die EZB-Chefs mitgezählt).
Die amerikanische Notenbank Federal Reserve, die mit einer hartnäckigen Inflation zu kämpfen hat, hat am Mittwoch beschlossen, ihren Leitzins beizubehalten und plant nur eine Senkung bis zum Jahresende.
Die Inflation sei hartnäckig und ihre zukünftige Entwicklung sei nicht vorhersehbar, räumte Joachim Nagel ein. „Es ist noch zu früh, um das zu wissen“, sagte er. Es bedarf weiterer Forschung und um die Unsicherheit auszuräumen, müsste vor allem der Krieg in der Ukraine beendet werden. »
Seit der jüngsten Europawahl mit dem Aufstieg der extremen Rechten seien die Unsicherheitsquellen noch größer, so der Bundesbankpräsident. Die staatliche Finanzpolitik könne in Europa wie anderswo die Arbeit der Geldpolitik durchkreuzen, sagte er.
Sowohl in Europa als auch in Kanada werden die Zentralbanken keinen Sieg erringen können. „Die Arbeit ist noch nicht getan“, sagte Tiff Macklem. „Wir sind nicht auf Autopilot“, fügte sein deutscher Amtskollege hinzu.
Die Zinssätze dürften weiter sinken, allerdings deutlich weniger schnell als sie gestiegen seien, wiederholte der Gouverneur der Bank of Canada. Vor allem sollte niemand damit rechnen, dass die Zinsen wieder auf das sehr niedrige Niveau vor der Pandemie zurückkehren.
Vor allem müssen wir lernen, mehr Unsicherheit, insbesondere durch Kriege und Klimawandel, zu tolerieren. Wir dürfen nicht gelähmt bleiben und darauf warten, dass die Unsicherheit verschwindet, denn das wird nicht passieren, glaubt Tiff Macklem.