Nach der totalen Pleite bei der Auswahl ihrer Kandidatin für den Vorsitz des Haushaltsausschusses im Bundestag, hat die AfD richtig Stress gemacht und sich darüber beschwert, dass sie benachteiligt wurde. Die anderen Fraktionen sollen endlich mal aufhören, sie zu blockieren, forderte die Parteichefin Alice Weidel am Mittwoch in Berlin. Sie warf den anderen Fraktionen vor, dass sie total parteipolitisch gehandelt haben und die AfD diskriminiert haben.
Die AfD hatte ja schon damit gerechnet, dass ihre Kandidatin für den Vorsitz des wichtigen Haushaltsausschusses im Bundestag durchfallen würde. Die vorgeschlagene AfD-Politikerin Ulrike Schielke-Ziesing hat bei der Sitzung des Ausschusses in Berlin keine Mehrheit bekommen, wie die Deutsche Presse-Agentur berichtet hat. Die AfD hat dann erstmal auf einen zweiten Wahlgang verzichtet. Also der Ausschuss fängt jetzt ohne gewählten Vorsitz an zu arbeiten.
Es wird erwartet, dass im Laufe des Tages auch in fünf anderen Ausschüssen, wo die AfD das Vorschlagsrecht für die Besetzung der Vorsitze hatte, das Gleiche passiert. Das sind die Ausschüsse für Inneres, Finanzen, Recht und Verbraucherschutz, Arbeit und Soziales und der Petitionsausschuss. Bundesinnenminister Alexander Dobrindt will die Bundespolizei mit der Elektroschock-Waffe Taser ausrüsten. Er ist total dafür und will das umsetzen, hat er am Mittwoch im Bundestag gesagt. Aber er hat noch keinen genauen Zeitplan. Die SPD war bisher nicht so begeistert von der Anschaffung des Tasers.
Der Taser sieht aus wie eine Pistole, ist aber normalerweise nicht tödlich. Er gibt Sicherheitskräften die Möglichkeit, aggressive Menschen, die zum Beispiel mit Messern bewaffnet sind, auf Distanz zu halten und außer Gefecht zu setzen. Der Taser schießt zwei nadelförmige Projektile ab, die mit Drähten mit der Waffe verbunden sind. Über die Drähte wird dann ein Elektroschock übertragen, der den Angreifer zumindest kurzzeitig außer Gefecht setzt. Unions-Geschäftsführer Steffen Bilger rät den Abgeordneten von CDU und CSU im Bundestag davon ab, AfD-Ausschussvorsitzende zu wählen. „Die Partei wird immer radikaler, immer extremer”, sagte Bilger im Deutschlandfunk. „Hinzu kommt die Einstufung durch den Bundesverfassungsschutz als extremistisch”, sagte Bilger. Das Bundesamt für Verfassungsschutz hatte die AfD Anfang Mai als „gesichert rechtsextremistische Bestrebung” eingestuft. In diesen Zeiten gibt es eine gravierende Weiterentwicklung der Situation, „so dass wir zum Ergebnis gekommen sind, dass wir unseren Abgeordneten eben nicht empfehlen können, AfD-Politiker zu Ausschussvorsitzenden zu wählen“, sagte Bilger. „Für die Mehrzahl der Unionsabgeordneten ist es nicht vorstellbar, dass sie durch AfD-Politiker in Ausschüssen vertreten werden“, sagte Bilger. Er verwies aber darauf, dass es das Recht jedes Abgeordneten ist, bei der Wahl selbst zu entscheiden.
Die 24 Bundestagsausschüsse kommen heute zu ihren konstituierenden Sitzungen zusammen. Dabei werden auch die Vorsitzenden bestimmt. In den Ausschüssen findet die eigentliche gesetzgeberische Arbeit des Parlaments statt. Die AfD als zweitstärkste Fraktion im Bundestag hat den Vorsitz in sechs Ausschüssen zugesprochen bekommen: Haushalt, Finanzen, Innen, Recht, Arbeit/Soziales und Petitionsausschuss. Es ist aber damit zu rechnen, dass in Ausschüssen mit AfD-Vorsitz die anderen Fraktionen auf eine Wahl bestehen und den AfD-Bewerber ablehnen werden. So war dies auch in der vergangenen Wahlperiode gewesen. Die AfD fühlt sich durch dieses Vorgehen total benachteiligt. Kanzleramtschef Thorsten Frei hat in der Debatte um ein Verbotsverfahren gegen die AfD zu „äußerster Vorsicht“ gemahnt. Er warnt davor, dass die Einordnung durch das Bundesamt für Verfassungsschutz als gesichert rechtsextremistisch nicht ausreicht, um am Ende zu einem Parteiverbot vor dem Bundesverfassungsgericht zu kommen, sagte der CDU-Politiker in der ZDF-Talkshow „Markus Lanz“. Er persönlich glaubt nicht, dass man eine Partei wie die AfD mit juristischen Mitteln bekämpfen kann, betonte Frei. Das geht letztlich nur politisch. Die AfD wurde bei der letzten Bundestagswahl von zehn Millionen Menschen in Deutschland gewählt. „Die wären durch ein Parteiverbot ja nicht plötzlich weg.“ Am effektivsten sei nach den Worten Freis, „dass wir die offensichtlichen Probleme und Herausforderungen in Deutschland lösen“.