esc-2025-warum-deutschland-keine-chance-hat-und-wer-die-favoriten-sind

Der Startplatz 1: Norwegen

Also, da fängt der Typ an der Bühne gleich mal Feuer. Kyle Alessandro, der wegen eines entzündeten Weisheitszahns zur Zahnärztin in Basel musste, ist sein eigenes Feuerzeug. Der jüngste Teilnehmer in diesem Jahr mit 19 Jahren hat einen Popsong dabei, der wie ein typischer Popsong klingt. Eingängig, aber auch ein bisschen langweilig. Die Beats lassen einen kurz mitwippen. Kann er eine gute Platzierung erreichen? Vielleicht kann der Norweger sich auch den Zahn ziehen lassen. Unsere Schätzung: Platz 15.

Der Startplatz 2: Luxemburg

Laura Thorn folgt den Spuren von France Gall. Die Französin gewann vor 60 Jahren für Luxemburg mit “Poupée de cire, poupée de son” (“Wachspuppe, Klangpuppe”). Thorn, eine Musiklehrerin, inszeniert sich zunächst als Püppchen in einem Puppenhaus, das von Männern kontrolliert wird, aber dann befreit sie sich. “La poupée monte le son” (“Die Puppe wird laut”) soll ein feministischer Gegenentwurf zum Siegertitel von 1965 sein. Am Ende geht jedoch die Poesie verloren. Schade. Platz 15 bis 20.

Der Startplatz 3: Estland

Man muss ihm erst einmal den Dancemove nachmachen. Der Zappelmann mit Schnauzbart und Schlafzimmerblick bringt sogar Flugzeuge zum Wippen. Die Klischees über Italien, für die er kritisiert wurde, und der dumme Text von “Espresso Macchiato” (“Life is like spaghetti / It’s hard until you make it”) – geschenkt. Aber Tommy Cash (Tomas Tammemets) gibt sich vor seinem “Winners Cafe” ein wenig zu siegessicher. Lustig ist sein Auftritt auf jeden Fall. Samt Leibwächtern und Groupie. Vielleicht Top drei.

Der Startplatz 4: Israel

Ein lautes “Buh” all denen, die heute Abend Yuval Raphael ausbuhen. Die Israelin macht keine Politik, sie macht Musik. Zudem hat sie die mörderische Brutalität der Hamas selbst erlebt. Sie entkam knapp dem Anschlag am 7. Oktober 2023. Äußerlich lässt sie sich davon nicht beeindrucken. Ihr “New Day Will Rise” ist etwas altmodisch, aber dank Raphaels großartiger Stimme geht es unter die Haut. Zum Schluss fließen die Ströme, die im Hohelied Salomons zitiert werden – “und können die Liebe nicht ertränken”. Platz fünf.

Der Startplatz 5: Litauen

Lasst den Mann doch von der Bühne! Lukas Radzevičius von der Alternative-Post-Punk-Rock-Band Katarsis scheint tieftraurig zu sein. Kein Wunder: Ein Orkan reißt sein Häuschen mit sich. Und so tigert er über die Bühne und besingt “Tavo Akys” (“Deine Augen”). Ein Blick von ihr, und die Welt verrottet. Das düstere Lied lebt von der Wiederholung und hat einen besonders kurzen Text. “Hab keine Angst, ich weine in deinen Träumen.” Schönen Dank auch! So viel Trostlosigkeit hat höchstens Platz 20 verdient.

Der Startplatz 6: Spanien

Melodía Ruiz Gutiérrez ist 34 und steht seit 25 Jahren auf der Bühne. So erklärt sich auch ihr Künstlername Melody, den sie seit Kinderzeiten trägt. In “Esa Diva” (“Diese Diva”) beschreibt sie sich und auch uns alle. Tausendmal gehört, und doch ein Popsong mit einer Botschaft: Alle Menschen sind gleich (“La igualdad es mi bandera”). Bis auf ihre Tänzer, die ihr zu Füßen liegen. Auch sie kommt ohne Trickkleid nicht aus, das zieht sich so durch beim ESC. Kraftvoll. Doch kein Top-Ten-Platz.