warren-buffett-plant-rckzug-als-ceo-von-berkshire-hathaway

Es ist das Ende einer Ära: Warren Buffett, der wohl berühmteste Investor und einer der reichsten Menschen der Welt, will zum Jahresende seinen Posten als Vorstandschef der Holdinggesellschaft Berkshire Hathaway abgeben. Das kündigte er am Samstag auf der Aktionärsversammlung des Unternehmens in Omaha an. Nachfolger des 94 Jahre alten Buffett soll Greg Abel werden, der schon heute zur obersten Führungsriege von Berkshire Hathaway gehört. „Ich denke, die Zeit ist gekommen, dass Greg Ende des Jahres Vorstandschef werden sollte“, sagte Buffett zum Schluss der Veranstaltung. Er bekam daraufhin längeren stehenden Applaus vom Publikum.

Buffett hat als Investor Legendenstatus. Er wird oft das „Orakel von Omaha“ genannt, nach seinem Heimatort im US-Bundesstaat Nebraska. Die jährliche Aktionärsversammlung in Omaha zieht regelmäßig Zehntausende von Besuchern an, Buffett selbst hat sie als „Woodstock für Kapitalisten“ beschrieben. Auf dieser Veranstaltung hat Buffett Abel schon vor vier Jahren zu seinem wahrscheinlichen Nachfolger erklärt, insofern ist es nun keine Überraschung mehr, dass er den Posten tatsächlich bekommt. Die Frage war nur noch, wann der Führungswechsel vollzogen wird. Darüber wird in der amerikanischen Wirtschaft seit Jahren spekuliert.

Im Februar hatte Buffett in seinem jährlichen Brief an die Aktionäre mit Hinweis auf sein Alter geschrieben, es werde nicht mehr lange dauern, bis Abel ihn als Vorstandschef ablösen werde. Die Ankündigung am Samstag hat offenbar trotzdem sogar Abel selbst überrascht. Buffett sagte, er habe nur seinen beiden Kindern, die im Verwaltungsrat des Unternehmens sitzen, vorab davon erzählt.

Buffett will sich nicht ganz zurückziehen. Abel ist gebürtiger Kanadier und 62 Jahre alt. Er kam 1999 zu Berkshire Hathaway, als das Unternehmen den von ihn geführten Stromversorger Midamerican Energy im US-Bundesstaat Iowa kaufte. Er führte danach lange die Energiesparte von Buffetts Holdinggesellschaft, zuletzt hatte er den Titel als stellvertretender Vorsitzender des Verwaltungsrats (Vize-Chairman). Buffett sagte einmal über Abel: “Greg wird erfolgreicher als ich sein, und wenn ich etwas anderes sagen würde, dann würde meine Nase wachsen.“ In seinem Aktionärsbrief im Februar schrieb Buffett, Abel habe die Unternehmenskultur von Berkshire Hathaway verinnerlicht und Folgendes verstanden: “Wenn man damit anfängt, seine Aktionäre zum Narren zu halten, glaubt man bald an seinen eigenen Unsinn und hält sich selbst zum Narren.“

Verglichen mit Buffett, der seine jährlichen Auftritte auf der Aktionärsversammlung genießt und auch schon in einigen Fernsehshows auftrat, gilt Abel als eher öffentlichkeitsscheu. Er hat auch den Ruf, sich mehr in das operative Geschäft der Tochtergesellschaften einzumischen als Buffett. Am Samstag sagte er selbst, er spiele eine “aktivere“ Rolle in den Unternehmen als Buffett. Der Führungswechsel wird eine weitere Zäsur im Unternehmen sein, nachdem 2023 Charles Munger starb, der als Vize-Chairman Buffetts langjähriger Kompagnon war und mit ihm auch stets die Aktionärsversammlung in Omaha bestritt. Buffett will sich aber noch nicht ganz zurückziehen. Er will weiter das Amt als Chairman ausüben und „in einigen Fällen nützlich sein“, wie er am Samstag sagte. Er betonte aber, Abel werde künftig „das letzte Wort“ haben, auch bei Investitionsentscheidungen. Buffett sagte außerdem, er wolle selbst keine einzige Aktie an Berkshire Hathaway verkaufen. Er hält rund 14 Prozent der Anteile.

„Jemanden wie Warren hat es noch nie gegeben“. Buffett wurde das Investieren gewissermaßen in die Wiege gelegt. Sein Vater war Wertpapierberater und zeitweise auch Abgeordneter des amerikanischen Kongresses, schon als Jugendlicher hat er Aktien gekauft. Seine Investorenkarriere begann 1965, als er Berkshire Hathaway kaufte, damals ein wirtschaftlich angeschlagenes Textilunternehmen. Er baute die Gesellschaft zu einem gigantischen Imperium aus, unter dessen Dach heute eine Vielzahl sehr unterschiedlicher Geschäfte versammelt sind.