Bundeswehr in der Kritik: Experten warnen vor maroden Kasernen und alternder Truppe
Die Lage in der Bundeswehr ist ernst: Zu wenig Personal, mangelnde Aufstiegschancen und massive Sanierungsbedarfe prägen das Bild, wie aus dem Jahresbericht 2024 hervorgeht. Die Wehrbeauftragte Eva Högl warnt vor den Herausforderungen, mit denen die Truppe konfrontiert ist, angesichts der weltweiten sicherheitspolitischen Umbrüche. Der Personalmangel stellt dabei eine der drängendsten Probleme dar.
Mit dem angestrebten Ziel, bis 2031 eine Personalstärke von 203.000 Soldatinnen und Soldaten zu erreichen, sieht es schlecht aus. Ende 2024 waren lediglich etwas mehr als 180.000 Soldatinnen und Soldaten im Dienst, was unter dem Vorjahresstand lag. Gleichzeitig steigt das Durchschnittsalter der Truppe kontinuierlich an, von 32,4 Jahren Ende 2019 auf nunmehr 34 Jahre.
Die Aufstiegschancen für die Soldatinnen und Soldaten sind ebenfalls problematisch, wie Högl betont. Viele mussten auf Beförderungen warten, obwohl sie die erforderlichen Voraussetzungen erfüllten. Der Mangel an Planstellen im Verteidigungshaushalt war hierfür ausschlaggebend. Die Bindung des Personals bleibt daher eine der größten Herausforderungen der Bundeswehr.
Angesichts dieser Personalprobleme spricht sich Högl für Debatten über die Wiedereinführung der Wehrpflicht aus. Sie unterstützt das von Verteidigungsminister Boris Pistorius (SPD) vorgeschlagene Wehrdienstmodell, bei dem ab 2026 alle jungen Männer verpflichtend einen digitalen Fragebogen ausfüllen müssen, um ihre Bereitschaft zum Militärdienst zu dokumentieren. Für junge Frauen bleibt die Entscheidung optional.
Experten warnen zudem vor erheblichen Problemen bei der Infrastruktur der Bundeswehr. Kasernen befinden sich in einem desolaten Zustand, es fehlt an Munition, Ersatzteilen und funktionierendem Großgerät. Lediglich Schutzwesten und Helme sind ausreichend vorhanden. Obwohl die Investitionen in die Infrastruktur 1,6 Milliarden Euro erreichten – im Jahr 2023 waren es noch 1,25 Milliarden Euro – bleibt der Sanierungsbedarf alarmierend hoch. Schätzungen zufolge beläuft sich der Bedarf nach Ende 2024 auf rund 67 Milliarden Euro.
Experteneinschätzung: „Die Lage ist alarmierend“
Experten warnen vor den langfristigen Auswirkungen der aktuellen Zustände in der Bundeswehr. „Die Lage ist alarmierend“, betont General a.D. Schmidt. „Es ist unerlässlich, dass die Bundesregierung schnell und entschlossen handelt, um die strukturellen Probleme anzugehen und die Truppe wieder handlungsfähig zu machen.“
Verbesserungen in Sicht?
Trotz der düsteren Aussichten gibt es auch Lichtblicke am Horizont. Die Bundesregierung hat angekündigt, den Verteidigungshaushalt in den kommenden Jahren deutlich zu erhöhen, um die personellen Engpässe zu beheben und die Infrastruktur zu sanieren. Es bleibt abzuwarten, ob diese Maßnahmen ausreichen, um die Bundeswehr wieder auf Kurs zu bringen und ihre Einsatzfähigkeit langfristig zu gewährleisten.