In der Diskussion über die potenzielle Einführung von Teilzeitkrankschreibungen hat das Bundesgesundheitsministerium seine Ablehnung geäußert. Dies sei kein Plan, dem das Ministerium folgen wolle, erklärte ein Sprecher in Berlin. Der Präsident der Bundesärztekammer, Klaus Reinhardt, hatte zuvor Interesse an „einer praktikablen Form von Teilzeitkrankschreibungen für einige Stunden am Tag“ gezeigt. Zum Beispiel sollte bei Bagatellinfekten der direkte Kontakt mit Kollegen im Büro vermieden werden. „In solchen Fällen könnte das Arbeiten im Homeoffice jedoch die Möglichkeit bieten, berufliche Aufgaben in begrenztem Umfang wahrzunehmen und sich dennoch zu erholen.“ Reinhardt kritisierte, dass immer noch grundsätzlich zwischen Arbeitsfähigkeit und Arbeitsunfähigkeit im Gesundheitswesen unterschieden werde. Teilzeitkrankschreibungen sind in skandinavischen Ländern üblich.
Der Deutsche Gewerkschaftsbund lehnte Reinhardts Vorschlag als „absurd“ ab. Wer krank sei, solle sich vollständig erholen, sagte Vorstandsmitglied Anja Piel. Schon heute gingen zu viele Arbeitnehmer krank zur Arbeit oder arbeiteten krank im Homeoffice, fügte sie hinzu.
Das wissenschaftliche Institut der AOK hatte in seinem Fehlzeiten-Report für 2023 einen Höchststand an Krankheitstagen festgestellt. Auf 100 erwerbstätige AOK-Versicherte entfielen 225 Krankmeldungen. Es wird erwartet, dass dieser Wert in diesem Jahr voraussichtlich übertroffen wird.
Aufgrund des hohen Krankenstands und seiner wirtschaftlichen Auswirkungen hatte die Bundesregierung kürzlich angekündigt, die Möglichkeit der telefonischen Krankschreibung zu überprüfen. Die Abschaffung dieser Regelung wurde unter anderem von Arbeitgeberverbänden und Bundesfinanzminister Christian Lindner (FDP) gefordert. Der Hausärzteverband hält hingegen die Möglichkeit, telefonische Krankschreibungen anzubieten, weiterhin für sinnvoll.