Erster Prozesstag gegen einen Kindertagesstättenleiter, dem Betrug und Urkundenfälschung vorgeworfen werden, Dienstag im Gerichtsgebäude von Montreal. Fatima El Boukhari soll die an sie gezahlten Vorschüsse von den Bankkonten der Eltern abgezogen haben mit der Begründung, dass die Kindertagesstätte gerade subventioniert werde und dieser Betrag der Finanzierung der Organisation diene.
Der Wert der angeblich vom Angeklagten beschlagnahmten Beträge schwankt je nach Opfer zwischen 1.000 und 10.000 US-Dollar.
Im Jahr 2020 meldete Valérie Gagné ihre zweieinhalbjährige Tochter in einer nicht subventionierten Kindertagesstätte in Mercier-Hochelaga-Maisonneuve in Montreal an. Ihre Tochter wird erst 3 Tage alt sein, aber Frau Gagné erhält von Revenu Québec Zahlungen in Höhe von mehreren tausend Dollar auf ihr Bankkonto, die noch am selben Tag zur Finanzierung der Kindertagesstätte abgebucht werden.
„Heute schulde ich der Regierung erneut 9.000 US-Dollar zuzüglich Zinsen“, erklärte Valérie Gagné im Rahmen ihrer Aussage vor dem Gericht von Quebec. Frau Gagné war das erste Opfer, das während des Prozesses gehört wurde.
Vier Zahlungen in Höhe von 1.500 US-Dollar wurden ihr angeblich von Revenu Québec auf ihr persönliches Bankkonto überwiesen, bevor sie am selben Tag vom Angeklagten abgehoben wurden. Die Zahlungen wurden auch dann fortgeführt, als ihre Tochter nicht mehr in die Kita ging.
Frau Gagné unterschrieb den Vorschussantrag „in einem Stapel Dokumente“, ohne zu wissen, um welchen Inhalt es sich handelte. Nach Angaben des mutmaßlichen Opfers wurden bei ihrer Aussage bestimmte Angaben gefälscht, etwa die angegebene Adresse, das Familieneinkommen, die Beschäftigung und die Anzahl der Besuchstage in der Kindertagesstätte.
Sie soll Frau El Boukhari mehrmals angerufen haben, um sich über die Zahlungen und Kosten zu informieren. Die Summe von 1.500 Dollar für drei Tage erschien ihm zu hoch. Für die vierte Zahlung hätte sie Revenu Québec angerufen. Die Regierung soll ihm die gefälschten Dokumente geschickt haben, um den mutmaßlichen Betrug zu verdeutlichen.
Die Verteidigung ist der Ansicht, dass Frau Gagné eine gewisse Verantwortung trägt: Sie hätte Revenu Québec während der Zahlungen befragen sollen, anstatt nur den Angeklagten anzurufen. Die Verteidigung geht davon aus, dass der Angeklagte gerne Geld aus dem Betrug erhalten hätte.
Der Prozess wird bis nächste Woche insgesamt 6 Tage dauern. Richter Salvatore Mascia leitet die Anhörung.