Deutschland – eine lebendige Demokratie in 2022
Demonstrationen gegen die AfD nach einer erfolgreichen Woche für die AfD
Am Wochenende sind in ganz Deutschland Demonstrationen gegen die AfD geplant – und gegen das Abstimmungsverhalten von Friedrich Merz‘ CDU. In Hamburg demonstrierten am Freitag laut Polizei 20.000 Menschen, in vielen deutschen Städten sind am Samstag und Sonntag ähnliche Veranstaltungen geplant.
Merz scheiterte am Freitag mit dem Versuch, ein »Zustrombegrenzungsgesetz« gemeinsam mit Stimmen der AfD zu beschließen. Am Ende stand er ohne Mehrheit da. Die Frage bleibt: Warum waren die Parteien der Mitte nicht in der Lage, sich auf ein konsensfähiges Migrationspaket zu einigen?
Merz machte keine Kompromisse in der Migrationspolitik und schob SPD und Grünen die Schuld zu, weil sie seinen Plänen nicht zustimmten. Die Sozialdemokraten hätten wohl keine großen Einwände gegen das »Zustrombegrenzungsgesetz« gehabt, wollten sich aber nicht Merz und dessen erpresserischem Vorgehen fügen.
Merz lehnte den Versuch der FDP ab, den Gesetzentwurf zurück in den Innenausschuss zu verweisen, wo eine Lösung hätte gefunden werden können. So kam es zur Abstimmung, bei der Merz alles auf eine Karte setzte und verlor, auch weil die FDP gespalten war. Der Gewinner war erneut die AfD. Merz hat sicherlich erreicht, dass viele Menschen nun anders auf ihn blicken.
Sorge um die Demokratie ist gut, Panik nicht angebracht
Es war eine dramatische Woche für Deutschland. Eine in Teilen rechtsextreme Partei hat zum ersten Mal seit Kriegsende die Politik im Bundestag dominiert. Merz hat hasardeurhaft gehandelt; der Ausgang der Bundestagswahl ist ungewiss. Die Polarisierung und Kompromisslosigkeit der vergangenen Tage sind besorgniserregend. Die Normalisierung der AfD ist eine Gefahr.
Was sich in diesen Tagen zeigt, ist eine lebendige Demokratie. Deutschland ist mitten in einem Wahlkampf, es wird hart um die Themen gerungen, die Bürgerinnen und Bürger bewegen.
Die Sorge um die Demokratie, die sich weltweit zeigt, ist berechtigt. Doch es liegt auch eine Gefahr darin, nur noch diese Angst zu betonen. Wer die Demokratie nur noch in Gefahr sieht und so wenig Glauben an ihre Abwehrkräfte hat, trägt selbst dazu bei, das Vertrauen in die Demokratie zu schwächen. Sorge ist berechtigt, Panik ist nicht angebracht. Die Demokratie wird am besten kühlen Kopfes verteidigt.
Trumps nächste Handelskriege
Heute treten Donald Trumps angekündigte Zölle auf Waren aus Kanada, Mexiko und China in Kraft. Trump behauptete, er habe sich für die Zölle entschieden, weil die USA ein Handelsbilanzdefizit mit den Ländern haben, außerdem würden sie die Einfuhr illegaler Drogen nach Amerika nicht verhindern.
Mehr als ein Drittel der importierten Waren und Dienstleistungen in die USA entfallen auf die drei Länder. Alle drei Staaten haben bereits angekündigt, mit eigenen Zöllen auf US-Exporte zu reagieren. Trump hatte bereits in seiner ersten Amtszeit Zölle verhängt und Handelskriege ausgelöst, die nun wieder geschehen könnten – in deutlich größerem Ausmaß.
Der Vater von Baby Kfir Bibas kommt frei
Bei der israelischen Geisel Yarden Bibas, am 7. Oktober von der Hamas entführt, stellt sich die Frage, wie viel ein Mensch ertragen kann. Bibas soll heute mit zwei weiteren männlichen Geiseln freigelassen werden – als Teil des Deals zwischen Israel und der Hamas. Das Schicksal von Bibas‘ Familie ist eines der grauenvollsten jenes Tages.
Die Angehörigen der Geiseln wissen oft bis zur letzten Minute vor der Freilassung nicht, ob ihre Liebsten am Leben sind oder tot. Es wird vermutet, dass Yarden Bibas lebt – die Hoffnung, dass die Mutter und die beiden Jungen noch leben, ist dagegen leider nicht sehr groß. Die Hamas erklärte, sie seien in Gefangenschaft getötet worden, Israel hat diese Behauptung bisher nicht bestätigt, aber »große Sorge« über ihr Schicksal geäußert.
Als die Hamas am Donnerstag drei Geiseln freiließ, kam es zu chaotischen und gefährlichen Szenen inmitten einer Menschenmasse – Israel protestierte daraufhin. Es verlangte, dass die Hamas die Sicherheit der Geiseln garantiert. Das soll laut den Mediatoren zwischen beiden Parteien heute passieren.
Die israelische Tageszeitung »Haaretz« kommentierte später: Netanyahu habe mit seiner Forderung gezeigt, dass er die Tatsache akzeptiere, dass die Hamas nach wie vor die Regierungsgewalt in Gaza innehat.
Die Grönländer – Gewinner des Tages
Dank Donald Trump interessiert sich plötzlich die ganze Welt für die rund 56.000 Menschen auf der riesigen Insel Grönland, die zu Dänemark gehört. Trump will Grönland kontrollieren – aus militärischen Gründen und um seine Bodenschätze auszubeuten. Die wenigsten Grönländer möchten zwar zu den USA gehören, doch eine Mehrheit wünscht sich die Unabhängigkeit von Dänemark.
Im Frühjahr wird in Grönland ein neues Parlament gewählt, die Unabhängigkeitsfrage ist das bestimmende Wahlkampfthema. Die meisten Menschen auf der Insel haben ihren früheren dänischen Kolonialherren den Kolonialismus nicht verziehen, in der jüngsten Zeit wurden Skandale aus jener Zeit bekannt.
Trump hat mit seinem Interesse an Grönland dazu beigetragen, dass die Grönländer nun im Fokus der Welt stehen. Experten warnen jedoch vor den Folgen einer möglichen Ausbeutung der Insel.
Die jüngsten Meldungen aus der Nacht:
– Kleinflugzeug stürzt in belebter Gegend von Philadelphia ab: In der US-Metropole Philadelphia ist ein Privatjet kurz nach dem Start verunglückt. Laut der Betreiberfirma waren sechs Personen an Bord.
– Venezuela lässt bei Grenell-Besuch sechs Amerikaner frei: Donald Trumps Sondergesandter Richard Grenell bringt von einem Besuch in Venezuela sechs inhaftierte Amerikaner mit. Eigentlich sollte es um Abschiebungen in die andere Richtung gehen.
– Polizei hält Protestaktion gegen Musk nun für echt: Aktivisten projizierten Elon Musks umstrittene Geste an die Wand der Teslafabrik in Grünheide. Die Polizei startet Ermittlungen – aber nicht gegen Musk.
Mit Edelgas-Doping den Mount Everest bezwingen: Ein österreichischer Expeditionsveranstalter will Blitzbesteigungen auf den höchsten Berg der Erde möglich machen. Kunden werden dabei mit Xenon beatmet. Kritiker sprechen von einer Grenzüberschreitung, Kardiologen warnen vor den Risiken.
Deutschland erlebt eine lebendige Demokratie im Jahr 2022, geprägt von politischen Konflikten, wirtschaftlichen Herausforderungen und internationalen Spannungen. Es ist eine Zeit des Wandels und der Unsicherheit, aber auch der Hoffnung und des Engagements für eine bessere Zukunft.