Trotz der Schläge der Coronavirus-Epidemie, des Krieges in der Ukraine, der Probleme in der Lieferkette und der hohen Energiepreise verzeichnete das Bruttoinlandsprodukt Deutschlands im Jahr 2022 wie angekündigt ein Wachstum von 1,9 % im Jahresvergleich an diesem Freitag vom Statistischen Bundesamt. Die erste Volkswirtschaft der Europäischen Union erzielte ein höheres BIP als von Fachinstituten und Bankökonomen berechnet. Im Jahr 2021 betrug das Wirtschaftswachstum Deutschlands 2,6 %. Die befürchtete Rezession für 2023 wird nach Expertenschätzungen weniger als 1 % betragen und deutlich milder ausfallen als zunächst erwartet. Einige Institute erwarten für dieses Jahr sogar ein kleines Wachstum dank millionenschwerer Hilfen der Bundesregierung für Unternehmen und Privatpersonen zur Bewältigung der hohen Energiepreise.
Dadurch wird Deutschlands Defizit aber 2023 wieder steigen, nachdem 2022 der Bund, die 16 Bundesländer, die Kommunen und die Sozialversicherung mehr Geld ausgegeben als eingenommen haben. Das Finanzministerium betonte kürzlich, dass die verschiedenen Krisen im vergangenen Jahr zu einer Neuverschuldung von 115.400 Millionen Euro gezwungen hätten, 23.500 Millionen weniger als ursprünglich kalkuliert, vor allem dank der deutlich gestiegenen Steuereinnahmen. Nicht enthalten in dieser Verschuldung sind die von der Exekutive übernommenen Sonderausgaben mit den 100.000 Millionen Euro Mehrhaushalt zur Modernisierung der Bundeswehr, des Bundesheeres oder der bis zu 200.000 Millionen Euro zur Eindämmung der Energiepreise hierzulande, von denen bisher 30.000 Millionen Euro angefallen sind ausgegeben worden.
Trotz allem und nach zwei Jahren Pandemie wird das deutsche Staatsdefizit die Schuldenregeln für EU-Mitgliedsländer nicht über 2% einhalten. Der Europäische Stabilitäts- und Wachstumspakt erlaubt den Mitgliedsstaaten ein Haushaltsdefizit von maximal 3 % und eine Gesamtverschuldung, die 60 % des nominalen BIP nicht übersteigt, obwohl diese Standards aufgrund der teuren Hilfsprogramme aufgrund der Coronavirus-Epidemie abgelaufen sind vorübergehend ausgesetzt. Die Vereinbarung innerhalb der EU sieht vor, dass sie ab 2024 wieder regelmäßig aktiv sein werden.